Aufbruch im Untergang
Die Kleeblatt Anekdoten

Geschichte lebt davon, erzählt zu werden. In einer Zeit in der der Ball beim Kleeblatt ruht, wollen wir den Blick auf einige außergewöhnliche Kapitel der Vereinsgeschichte werfen. Historische Erfolge, einzigartige Begegnungen und stille Helden leben in den Kleeblatt Anekdoten ein weiters Mal auf.
Die achte Anekdote der 17-teiligen Serie berichtet von einer besonderen Aufbruchsstimmung.
1983: Das Schicksalsjahr der SpVgg. In wenigen Monaten ereilten den Verein zwei Schicksalsschläge, von denen er sich lange nicht erholen sollte. Der erstmalige Abstieg in die Drittklassigkeit und der Verkauf des Sportparks Ronhof. Eigentlich schien das Kleeblatt dem Untergang geweiht, doch schon wenige Wochen nach diesen Ereignissen hatte den Laubenweg Aufbruchstimmung ereilt, denn die neuformierte Bayernliga-Mannschaft unter dem neuen Coach Günter Gerling startete überragend in die neue Spielzeit. Und so kam es am 30. August am sechsten Spieltag der damals höchsten Amateurklasse zu einem Spiel, dessen Rahmen man in Fürth so lange nicht gesehen und auch nicht erwartet hatte.
Zu Gast war der 1. FC Bamberg, der wie die SpVgg mit fünf Siegen gestartet und auf Grund des besseren Torverhältnisse Spitzenreiter war. Die Fürther Fans hatten nach der großen Enttäuschung des Zweitliga-Abstiegs anscheinend die Hoffnung gewonnen, dass mit der jungen Mannschaft eine schnelle Rückkehr nach oben möglich wäre, während in Bamberg ebenfalls tolle Stimmung herrschte. Die Medien befeuerten das mittelfränkisch-oberfränkische Duell die ganze Woche über mit schlagzeilenträchtigen Berichten, schon im Vorverkauf konnte man ahnen, dass sich da ein volles Rund ankündigte.
Laut damals offizieller Mitteilung sollen 15 000 Menschen im Ronhof gewesen sein – Augenzeugen zum Beispiel auf der restlos überfüllten Gegengerade schwören noch heute, dass es mehr gewesen sein müssen. Auf jeden Fall war es eine Kulisse, die in all den Zweitligajahren zuvor selten erreicht worden war. Wie dem auch sei: Die Fans bekamen ein begeisterndes Spiel zu sehen, in dem die defensiv agierenden Bamberger überraschend in Führung gingen, doch Schlerf glich noch vor der Pause aus. Der gleiche Spieler erzielte kurz vor dem Ende den Siegtreffer zum 2:1, und das Kleeblatt übernahm die Tabellenführung.
Trotz insgesamt guter Leistungen konnte das junge Fürther Team die Spitzenposition in der damals 20 Mannschaften umfassenden Bayernliga nicht ganz halten, am Ende gab es aber einen sehr guten fünften Rang zu feiern mit fünf Zählern Rückstand auf den Meister 1860 München.