"Ein toller Verein"

Profis
Mittwoch, 16.05.2018 // 15:47 Uhr

Trainer Damir Buric haben wir im Interview nach seinen Eindrücken der letzten Monate gefragt, wie viel seiner Handschrift wir schon sehen durften und was gerade noch ansteht.

Er kam zu einer Mannschaft, die am Boden lag. Nur ein Punkt nach fünf Spielen hatte das Kleeblatt auf dem Konto. Zu seinem Einstand feierte er einen deutlichen 3:1-Erfolg gegen den Tabellenführer und späteren Zweitligameister Fortuna Düsseldorf. Mit der Zeit formte er eine Mannschaft, die das drittstärkste Heimteam und die zehntbeste Rückrundenmannschaft markierte. Wir haben den Cheftrainer der SpVgg Greuther Fürth zu einem ausführlichen Interview getroffen und blicken zurück auf die Saison.

Hand aufs Herz. Wie viel Last ist am Sonntag mit dem Abpfiff von Dir abgefallen?

Damir Buric: Das war schon viel Druck. Vom ersten Tag an, hatte die Mannschaft, hatten wir alle viel Druck. Wir hatten das Schicksal dieses Vereins in den Händen und das über Monate. Ich bin wirklich stolz auf das Team, dass wir es gemeinsam hinbekommen haben. Wir haben in Grassau im Kurztrainingslager alles für das Endspiel in Heidenheim getan. Auf dem Platz gut gearbeitet, daneben viele Gespräche geführt und man hat auch da wieder gemerkt, was für ein Teamspirit herrscht.

Du warst immer ein Ruhepol. Hat das nur nach außen so gewirkt, oder wie sah es in Dir aus?

Damir Buric: Bei der mentalen Belastung, die die Spieler hatten, mussten wir den Spielern Druck nehmen. Sie aufbauen, nach Spielen, in denen es nicht lief. Ich habe als Spieler und dann als Trainer schon so viel erlebt und immer hat sich gezeigt: wer die Nerven und die Geduld verliert, verliert am Ende auch die Spiele. In dieser engen zweiten Liga kam es auf kleinste Nuancen an. Da brauchst Du Vertrauen in die eigene Stärke. Und das haben wir, Rachid Azzouzi, Martin Meichelbeck, mein Trainerteam und ich, immer versucht den Jungs zu vermitteln. Ich weiß, dass sich manche Pressekonferenzen angehört haben, wie wenn wir die gleiche Platte aufgelegt hätten, aber von außen kam schon genug Druck, den durften wir nicht erhöhen. Intern haben wir dagegen schon auch deutliche Worte gefunden, wenn es gerechtfertigt war.

Da ist eine Mannschaft entstanden.
Damir Buric über seinen Beginn beim Kleeblatt

Die Liga war so eng. Am Ende haben drei Tore den Unterschied zwischen Rettung und Relegation ausgemacht.

Damir Buric: In den letzten Jahren wäre man mit der Punktezahl locker gerettet gewesen. Dieses Jahr war es für uns dadurch doppelt schwer. Wir hatten den Rückstand aus der ersten Saisonphase aufzuholen und es waren auch noch mehr Punkte nötig. Daher bin ich sehr froh, dass wir das geschafft haben. Unser Trainingslager im Winter war ein wichtiger Bestandteil.

Wir haben nicht nur im taktischen Bereich gearbeitet, sondern auch viel am Team. Da ist eine Mannschaft entstanden. Und dann hat es auch gut geklappt zu Beginn der Rückrunde. Erst als wir in der Defensive in den letzten Wochen der Saison viele angeschlagene oder verletzte Spieler hatten, haben wir nicht mehr so gepunktet. Wir hatten nicht mehr die defensive Stabilität der Vorwochen. Marco Caligiuri hat mit einer gebrochenen Hand durchgezogen, Mario Maloca mit einem Bänderriss. Roberto Hilbert hatte immer wieder Sprunggelenksprobleme und Richard Magyar fiel ebenfalls aus.

Was war der schönste Moment in dieser Saison?

Damir Buric: Natürlich als wir am Sonntag dann wussten, dass es vorbei war. Das war ein Gefühlswirrwarr, nicht in Worte zu fassen. Die ganze Anspannung ist abgefallen, es ging um den Verein. Und natürlich unser Derbysieg. Da konnten wir die Kerbe aus der Hinrunde wieder auswetzen. So eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt.

Und in negativer Hinsicht?

Damir Buric: Die schwere Verletzung von Mathis Bolly im Trainingslager hat mir sehr leid getan für ihn und auch für uns. Er war gerade auf einem guten Weg und dann das. Enttäuschend war der Auftritt auf St. Pauli. Die Woche über hatte nichts daraufhin gedeutet. Wir haben gut gearbeitet und sind mit einem guten Gefühl ins Stadion gegangen. Aber von der ersten Sekunde an, haben wir nicht ins Spiel gefunden. Da hatten wir den großen Matchball, schon mehr oder weniger den Deckel drauf zu machen und den haben wir liegengelassen. Auch zum Ende der Hinrunde das Ausgleichstor in letzter Sekunde gegen Darmstadt. Das waren zwei verlorene Punkte.

Wie viel Handschrift haben wir von Dir denn schon zu sehen bekommen?

Damir Buric: Wir haben der Mannschaft eine gute Struktur in beide Richtungen verpasst. Diese Struktur gilt es jetzt zu festigen und zu schärfen. Ich bin im laufenden Betrieb gekommen, die Mannschaft war bereits zusammengestellt und auch im Winter war vieles von dem, was wir gerne gemacht hätten, nicht möglich. Und natürlich musst du im Abstiegskampf dann auch anders spielen, und wie der Großteil in der zweiten Liga dein Augenmerk vor allem auf ergebnisorientierten Fußball legen. Der Druck ist enorm, das Selbstvertrauen fehlt, da läuft der Ball nicht so, wie wenn man zehn Plätze weiter vorne steht. Gerade defensiv haben wir es aber über lange Phasen ordentlich gemacht. Wir haben in 29 Spielen ja auch 39 Punkte geholt. Jetzt haben wir aber im Sommer eine ganze Vorbereitung und worauf ich mich am meisten freue: wir starten am ersten Spieltag mit allen anderen Teams bei null.

Wenn Du die neue Saison schon ansprichst, was erwartet uns denn?

Damir Buric: Was man jetzt schon sagen kann: sehr klangvolle Namen: HSV, Köln, St. Pauli, Bochum, Union um nur einige zu nennen. Die zweite Liga ist sehr gut besetzt, auch die Aufsteiger sind sehr interessant. Ich freue mich jetzt schon darauf. Aber ich bin auch ehrlich, ich freue mich in den kommenden Tagen auch darauf mit meiner Familie abzuschalten. Ein bisschen Abstand gewinnen und durchschnaufen. Die letzte Saison war sehr anstrengend.

Dafür bin ich sehr dankbar.
Damir Buric über den Zusammenhalt

Anstrengend für Dich, für das ganze Team und auch für alle Fans.

Damir Buric: Oh ja. Ich muss sagen, es hat mich beeindruckt, wie in der schweren Phase, gerade jetzt am Saisonende die ganze Stadt, die Partner und unsere Fans an einem Strang gezogen haben.

Die Stimmung bei den letzten beiden Spielen: Gänsehaut! Das war großartig. Und ich freue mich auch, dass unsere Ticketverantwortlichen einen Weg gefunden haben, dass mit der neuen Dauerkarte Treue belohnt wird. Ich habe versprochen, mehr noch nicht zu verraten. (Anmerkung der Redaktion: Alle Infos zum Dauerkartenverkauf gibt es in Kürze.)

Was steht für Dich vor dem Urlaub nun noch an?

Damir Buric: Viele Gespräche: Rachid und ich sprechen mit jedem Spieler aus unserem Kader nochmal persönlich. Das ist uns sehr wichtig. Außerdem sprechen wir natürlich auch über die Kaderplanung für die neue Saison und dann gibt es ja auch noch eine Vorbereitung zu planen. Wir sind aber organisatorisch sehr gut aufgestellt und haben diese Themen auf mehrere Schultern verteilt. Vielleicht an dieser Stelle auch mal wichtig: Vielen Dank an alle Mitarbeiter, rund um das Team herum und an der Geschäftsstelle. Der Verein hat ein sehr schweres Jahr hinter sich, aber wir haben das zusammen geschafft. Dass wir auch in der schweren Phase zusammengehalten haben, dafür bin ich sehr dankbar. Und gerade in schweren Wochen haben wir immer wieder Zuspruch erhalten. Das zeigt mir, was für ein toller Verein das Kleeblatt ist.

Vielen Dank Dir, Damir, und jetzt eine erholsame Sommerpause.

 
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